Letzte Woche Donnerstag sind wir mit rund zehn Personen in Richtung Küste aufgebrochen. Es wurde auch Zeit, das ich nach zweieinhalb Wochen Namibia endlich das Meer zu Gesicht bekomme. Ich hatte schon ein wenig Sehnsucht! Ich habe direkt eine Mitfahrgelegenheit aus unserem Hostel genutzt und mich mit drei Männern in einem alten Mercedes auf die 300 Kilometer Tour begeben. Das hatte schon irgenwie Stil… 😉 Etwas über 199.000 Kilometer hatte der Benz beim Kauf in Südafrika auf dem Tacho, da dieser sich aber seitdem nicht weiterbewegt hat, war nur zu vermuten, was er bis zu unserer Fahrt bereits leisten musste.
Also auf in Richtung Westen zur Küstenstadt Swakopmund in der Erongo Region. Swakopmund liegt direkt am Atlantik, nahe der Mündung des Flusses Swakop und befindet sich gleichermaßen in der Namib Wüste. Die 44-Einwohner-Stadt wurde 1892 von deutschen Kolonisten gegründet und präsentiert sich noch heute im Kolonialstil.
Nachdem wir nach unserer circa dreistündigen Hinfahrt im Skeleton Beach Backpackers angekommen waren, haben wir uns direkt nach einer Möglichkeit zum Abendessen umgeschaut, was sich als gar nicht so einfach herausstellen sollte, denn es war mittlerweile 20 Uhr und Swakopmund hatte seine Bürgersteige bereits hochgeklappt. Im „The Dome“ fanden wir dann doch noch ein Plätzchen, an dem wir den Anreisetag gemeinsam ausklingen lassen konnten.
Am nächsten Morgen ging es für mich direkt ans Meer, ob nun bedeckt oder nicht, ich musste da rein, da zählten keine Ausreden. An der Küste angekommen, die wir vom Hostel in ungefähr einer Minute erreichten, musste wir aber noch eine ganze Weile laufen, denn der steinige Einstieg „vor der Haustür“ sah nicht besonders erfolgsversprechend aus… Endlich angekommen stürzten ich und eine weitere Wasserratte uns in die Fluten. Das war so herrlich!!! Und gar nicht so kalt wie gedacht. Wie ich später in Erfahrung bringen konnte war der Atlantik hier knappe 20 Grad warm. Also, ideale Schwimmbedingungen. Endlich Wasser, Wellen, Wind und kurze Zeit später wollte auch die Sonne mitspielen.
Zurück im Hostel machten wir uns auf zu einer Entdeckungstour in die Stadt, entlang der Strandpromenade und vorbei an den kleinen Boutiquen, sah ich vor allem sehr viele Verbotsschilder. Am Badestrand, der wirklich sehr einladend aussah, war nämlich nicht nur schwimmen auf eigene Gefahr, sondern gleichzeitig schwimmen verboten… Und ganz wichtig, kein Hubbly Bubbly! Naja, man muss sich ja nicht an alles halten, was auf Schildern geschrieben steht.
Mal davon abgesehen, dass ich Swakopmund wirklich sehr schön finde, hat es in mir nicht das Afrika-Feeling geweckt. Die Strandpromenade an dessen Rand die Rasensprenger ihren Job verrichten, die großen Strandhäuser, alles wirkt sehr deutsch, beinahe wie an Nord- oder Ostsee. Nichtsdestotrotz wirklich schön, aber auch sehr ruhig. Insgesamt war „Swakop“, wie es abgekürzt wird, so gar nicht überlaufen. In einer deutsch-namibianischen Buchhandlung, deckte ich mich gleich noch mit einem Buch ein – mein Kindl will immer noch nicht. Ich entschied mich für „Der Chronist der Winde“ von Henning Mankell, eine Geschichte über eine ehemalige Kolonie in Afrika, erzählt aus der Sicht eines Straßenkindes. Kann ich übrigens, jetzt wo ich es zu Ende gelesen habe, sehr empfehlen. Mit der frisch erworbenen Lektüre ging ich zurück zum Strand, an dem ich mutterseelenallein die ersten 50 Seiten inhaliert habe. Obwohl ich alleine reise, war das wohl der erste Moment an dem ich wirklich für mich war und das war wirklich herrlich. Nur ich, das Meer und ein Buch!
Am Samstag hatte ich mich vier anderen Leuten aus dem Hostel angeschlosse und auf dem Plan Stand eine „Living Desert Tour“ und eine Quad Tour durch die Wüste. Um kurz vor acht ging es also ab in die Wüste, wo wir durch Tommy spannende Einblicke bekamen. Im Prinzip ging es um kleine Tiere, die „Small Five“, die einem ohne erfahrenen Guide verborgen bleiben. Tommy – ein echtes Original – stieg in regelmäßigen Abschnitten aus und buddelte im Sand jegliches Getier aus. Nachdem er uns mit einem Käfer in der Hand in das Thema „Small Five“ eingewiesen hatte, präsentierte er uns als nächstes eine Schlange. Die Peringuey Wüstenotter, die sich seitwärts über den Sand schlängelt und im Sand vergräbt. Sie ist die einzige Viper, die in der Namib Wüste lebt.
Im Anschluss gruben er und seine zwei Kollegen einen Namibgecko, auch Schwimmfußgecko genannt, aus. Der 12 bis 14 Zentimeter lange Gecko hat eine durchscheinende Haut, die aus feinen Schuppen besteht und seine inneren Organe sichtbar sein lässt. Diese sehr zerbrechlichen Tiere haben eine Art Schwimmhaut zwischen den Zehenzwischenräumen, die es ihnen ermöglicht, über den Sand zu laufen, ohne einzusinken. Und ist er nicht süß??? 🙂
Während wir im Anschluss die Möglichkeit hatten, in den Dünen herumzuspringen, war Tommy auf der Suche nach dem nächsten Vierbeiner – mit Erfolg. Eine Schaufelschnauzeneidechse baumelte an seinem Finger und kurze Zeit später an meinem Ohr. Das tat übrigens gar nicht weh und sieht auch noch gut aus… 🙂 Natürlicher Modeschmuck der ganz besonderen Art.
Eine weitere Eidechse sahen wir aus dem Auto, sie war zahm und ließ sich von Tommy mit Würmern füttern. Immer zwischendurch reckte sie ihre Beine in die Höhe, denn auch ihr war der circa 60 Grad warme Sand zu heiß, zumindest auf Dauer. Ein ziemlich lustiges Bild, das ich Gott sein Dank sogar einfangen konnte.
Am Ende der Tour hatte Chantal, unsere Fahrerin, noch richtig Spaß mit uns und ließ am Steuer die Sau raus. Auf und ab, hin und her, hatte nicht nur sie, sondern auch wir einen Riesenspaß. Leider konnten wir einige der kleinen Tiere, wie zum Beispiel auch ein Chamäleon, an diesem Tag nicht sehen. Nichtsdestotrotz würde ich diese Tour auf jeden Fall empfehlen. Sie war informativ und sehr lustig. Also wenn ihr so etwas bucht, dann bei Tommy’s Tours and Safaris.
Nach einer kurzen Pause im Hostel ging es bereits 30 Minuten später zurück in die Wüste zu den „Desert Explorers“, denn dort hatten wir eine zweistündige Quadtour durch die Wüste gebucht. Ausgestattet mit Haarnetz und Helm bestiegen wir unseren motorisierten Untersatz und düsten dem Guide hinterher in die Wüste. Das war wirklich cool und dank dem Fahrtwind auch in der Hitze absolut angenehm. In der Wüste ging es nicht nur geradeaus, sondern je nach Mut und Können hin und her, hoch und runter. Am Ende wurden wir sogar noch mit einem atemberaubenden Blick auf den Atlantik belohnt. Empfehlenswert! Geile Sache und insgesamt ein wirklich toller Tag! 😉
Am Sonntag ging es für uns um die Mittagszeit ins circa 30 Kilometer entfernte Walvis Bay, eine Hafenstadt inklusive Lagune, die durch eine Sandbank, den „Pelican Point“, geschützt ist und über einen Wattbereich verfügt. Dort leben Flamingos, Pelikane und weitere zahlreiche Vogelarten. Walvis Bay ist wenig touristisch und viel mehr wirtschaftliches Zentrum mit dem größte Seehafen Namibias und extrem durch Fischerei und die Gewinnung von jährlich bis zu 400.000 Tonnen erstklassigem Meersalz geprägt.
Hier hatte ich mir unabhängig von den anderen zwei Nächte im Loubser’s B&B gebucht und hier ist wirklich gar nichts los. Ich war nicht nur die einzige Bewohnerin des Hostels, sondern gefühlt auch die Einzige, die in Walvis Bay unterwegs war. Ich hatte also viel Zeit, um an der Promenade herumzuwandern und mich weiter mit meinem Buch zu beschäftigen. Nichtsdestotrotz hat Walvis Bay sehr schöne Ecken, wie ihr sicher auf den Fotos seht. Außerdem hat die Oma vom Hostel meine komplette Wäsche umsonst gewaschen – auch nicht schlecht. Ich glaube alles in allem war ihr auch ein wenig langweilig. Aber schön war’s mit viel Zeit für mich…
Eigentlich wollte ich ja von Walvis Bay weiterziehen, aber ohne Auto hat mein hier so gut wie keine Chance irgendwo anders hinzukommen, als zurück nach Windhoek. Enstprechend bin ich Dienstagmittag mit einem Shuttle zurück ins nette ParadiseGarden Backpackers gefahren… das dauerte dank namibianischer Gelassenheit auch nur sechs Stunden.
Hier habe ich jetzt ein paar nette Tage verbracht und schreibe Euch von der Terasse aus und mit einem kühlen Cider an meiner Seite. Der aktuelle Plan ist, am Sonntag in Richtung Keetmanshoop und Lüderitz aufzubrechen, bevor meine Zeit in Namibia zu Ende geht und ich den Bus in Richtung Kapstadt nehmen werde. Aber hier ändern sich meine Pläne auch manchmal vom einen Tag auf dem anderen… Wir werden es sehen.
Meer geht immer.
Anna
[…] des Mercedes, von dem ich euch bereits in meinem Artikel über Swakopmund berichtet hatte. (Siehe: Swakopmund – Endlich Meer) Klein ist die […]
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