Ihr habt mal wieder lange nichts gehört, aber wie einige sicher bereits mitbekommen haben, hat sich nicht alles ganz nach Plan entwickelt, sodass ich meine Reise unterbrechen musste. Das alles ist nun schon eine ganze Weile her und ich bin, was mich sehr freut, seit gut fünf Wochen wieder unterwegs. Über Sri Lanka und was eigentlich passiert ist, konntet ihr auf meiner Seite bislang noch nichts lesen, aber das soll sich nun ändern. Ehrlich gesagt wollte ich alles gerne mit ein wenig Abstand betrachten können und sicher wissen wie und wann es weitergeht, bevor es online steht und ich glaube damit die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich hoffe, ihr versteht das…
Sorry for the delay but you’re traveling with Deutsche Bahn! 😉
Erst einmal schulde ich euch aber noch meine Eindrücke und Erlebnisse aus Sri Lanka. Ein Land in dem ich ganz viele tolle Dinge gesehen und entdeckt, interessante Leute kennengelernt habe, gleichzeitiges aber auch so meine Probleme hatte.

Colombo
Zunächst einmal ging es für mich am 26. April zum Flughafen in Johannesburg, von wo aus ich meine Reise über Dubai nach Colombo, in die Hauptstadt von Sri Lanka, angetreten habe. Ich hatte vorher schon einige Geschichten über Zwischenstopps in Dubai gehört, bei denen die Leute teilweise innerhalb eines Terminals Zug fahren mussten… Bei mir stellte sich die Durchreise in der Wüstenstadt allerdings als wenig spektakulär heraus. Nahezu unterfordert lief ich von Flugzeug A nach B in nicht mehr als ein paar hundert Metern. Alles in allem bin ich auf jeden Fall gut und mit lediglich einer halben Stunde Verspätung auf der südlich von Indien liegenden Inselnation Sri Lanka angekommen. Dort stellte ich dann erst einmal fest, dass der Bandaranaike International Airport circa 35 Kilometer nördlich von Colombo liegt. Das klingt erstmal nicht viel, bescherte mir aber, dank Staus und heftigem Regen, eine ungefähr zweieinhalbstündige Taxifahrt bis zur Ankunft im Colombo Beach Hostel.

Mein erster Eindruck von Sri Lanka? Als ich den Flughafen verlassen hatte, bin ich gegen eine Hitzewand gelaufen, die ich so noch nicht erlebt habe. Ich glaube ich bin noch nie vorher an einem Ort gewesen, der so schwül ist. Gut, man muss dazu sagen, dass ich vorher auch noch nie in Asien war. Ich hatte zwar erwartet, dass ich es mit dem Wetter nicht leicht haben würde… aber das fand ich schon heftig. Außerdem fand ich die Fahrt zu Hostel irgendwie sehr anstrengend und im Vergleich zu Afrika war ich hier nun in einer ganz anderen Welt gelandet. Alles war unfassbar bunt und kitschig, wuselig und laut. Ein Zustand, an den ich mich erst einmal gewöhnen musste – ich bin halt doch ein kleines Dorfkind… 😉


Im Colombo Beach Hostel angekommen, war ich zunächst der einzige Gast und beim Bezug des Dorms (Mehrbettzimmer) liefen mir direkt zwei Kakerlaken über die Füße. Welcome to Asia! 🙂 Nachdem der Hostelmitarbeiter vergeblich versucht hatte, meine neuen Mitbewohner zu vernichten, wurde ich kurzerhand in ein Dorm in der ersten Etage untergebracht. Treppen steigen ist anscheinend nichts für Kakerlaken?! Naja, hat auf jeden Fall geholfen. Mal abgesehen von der ersten Tierbegegnung war das Hostel übrigens wirklich nett und bot mit seiner Dachterrasse und gemütlichen Sitzgelegenheiten Platz, der Hitze zu entfliehen und sich ein wenig zu entspannen. Bereits während meiner ersten Nacht bekam ich auch gleich noch ein paar Mitbewohner, denn als ich morgens aufwachte, lagen noch zwei weitere Reisende aus Deutschland in meinem Zimmer.

Gemeinsam mit ihnen ging es also an meinem ersten Tag in Sri Lanka mit dem Bus in die Stadt und zu einem traditionellen Essen. Standesgemäß mit den Fingern verzehrten wir also Reis mit unterschiedlichen Curryvariationen. Was das alles genau war, kann ich euch allerdings nicht sage, denn Englisch sprach in diesem Laden keiner – dafür war es aber definitiv einheimisch.


Am kommenden Tag fand Sri Lankas größtes buddhistisches Fest statt, das Vesak-Vollmondfestival, bei dem am Vollmondtag des zweiten Monats des singhalesischen Kalenders (Ende April oder Anfang Mai) der Geburt, Erleuchtung und dem Tod Buddhas gedacht wird. Eines der Rituale an diesem Tag ist „DANA“ – das Geben. Hier werden in der Stadt an vielen Orten umsonst Speisen und Getränke verteilt. Menschen spenden aber auch zum Beispiel Blut oder geben einfach die Lehre Buddhas weiter. Wir spendeten weder Blut, noch teilten wir unser nicht vorhandenes Wissen über die Lehre Buddhas, dafür aßen und tranken wir umsonst. 😉



Neben gratis Verköstigung war das Vesak-Vollmondfestival vor allem eins – bunt, laut und kitschig. Sogar ein Elefant musste prächtig geschmückt und in Fußketten gelegt den Lärm und das wilde treiben auf den Straßen Colombos ertragen. Ich glaube ich habe selten etwas traurigeres als sein verzweifeltes „Törööö“ gehört. Diese Tradition ist so definitiv gar nicht meins und war wahrscheinlich bereits der erste Grund, warum ich mit so einigen Traditionen in diesem Land auch bis zum Schluss nicht ganz warm wurde.




Von Colombo reiste ich gemeinsam mit einer weiteren Deutschen mit dem Zug nach Kandy, von wo aus wir direkt den Bus nach Dambulla nahmen. Zug Fahren ist in Sri Lanka wirklich toll und nahezu jede Strecke, vor allem die zwischen Kandy und Ella – Richtung egal – führt entlang der atemberaubenden Natur dieses Landes. Einsteigen, losfahren und genießen! Mit ein bisschen Glück funktionieren auch die Ventilatoren… Wer allerdings erste Klasse fährt, sollte einen Pullover einpacken – hier lehrt einen die Klimaanlage das Frösteln. Die erste Klasse hat ansonsten keinen weiteren Luxus aufzuweisen und ist auch nur ein wenig teurer als die Zweite. Wenn man nicht rechtzeitig bucht, kann es allerdings passieren, das die zweite Klasse ausgebucht ist und da die dritte Klasse sehr abenteuerlich sein soll, habe ich mir in diesen Fällen die erste Klasse „gegönnt“.

Das Busfahren gestaltet sich in Sri Lanka weitaus abenteuerlicher, als die Reise mit dem Zug. Es ist eng, es ist stickig, es ist laut, es ist unbequem und vor allem kann es lebensgefährlich sein. Nichtsdestotrotz habe ich etliche Strecken mit dem Bus zurückgelegt, es ist nämlich spottbillig. Manchmal hilft „Musik an und Augen zu“, die Gefahren des täglichen Busfahrens auszublenden. Spannend finde ich hier vor allem, das Verhalten der Einheimischen. Es wird zum Beispiel nie durchgerutscht um einem anderen einen Platz frei zu machen. Nein, dann muss man über die bereits sitzenden Passagiere rüber klettern – die nicht vorhandene Beinfreiheit verkompliziert das Unterfangen ungemein. Das Ticket kauft man sich auch nicht vor der Busfahrt, nein. Alle Passagiere springen rein und dann läuft ein Mitarbeiter durch den Bus, erfragt die jeweilige Strecke und kassiert ab. Ist prinzipiell ja auch gar nichts gegen einzuwenden, wäre es nicht in den meisten Bussen eh bereits so voll, dass sich keiner auch nur zwei Zentimeter vor- oder zurückbewegen kann. Wie bei dieser einen Fahrt, bei der ich mit beiden Rucksäcken bepackt eine zweistündige Busfahrt stehend verbracht habe. Der Gang ist dann voll! Nicht nur, das Loslassen zu keiner Zeit eine Option ist, will dann auch noch nach jedem Stopp der Kassierer an dir vorbei. Ach und wer nicht schnell genug aussteigt, der sollte sich auf einen kleinen Schubser von eben diesem Mitarbeiter gefasst machen – sie kennen kein Pardon. Ich liebe es!


Dambulla
Naja, wir waren also im Bus nach Dambulla, dessen Fahrer bei einem völlig schwachsinnigen Kurvenmanöver den Bus aufsetzte und nicht nur diesen, sondern auch die Straße nahezu zerstörte… Egal, wir sind irgendwie angekommen und nach einer weiteren kurzen Fahrt mit dem Tuk-Tuk erreichten wir auch unser Hostel.

In Dambulla City Hostel trafen wir auch ein paar weitere Backpacker aus Deutschland und Italien und ich buchte gemeinsam mit einer weiteren Mitreisenden ein Tuk-Tuk für den kommenden frühen Morgen. Um 4.30 Uhr sollte es für uns losgehen, denn wir wollten bereits zum Sonnenaufgang auf der Spitze des Pidurangala Rocks sein. Wir also am nächsten Tag im Halbschlaf in unsere Sportklamotten und ab in unser privates Tuk-Tuk zum Felsen, der ungefähr einen Kilometer nördlich von Sigiriya liegt.


Dort angekommen mussten wir uns bereits ein wenig sputen, denn der Aufstieg dauert weitere 30 bis 45 Minuten. Die meiste Strecke geht es über Treppenstufen, da der Weg allerdings komplett unbeleuchtet ist, ist doch ein wenig Vorsicht geboten. Die Kopflampe, die ich in meinem Rucksack mitführe, hatte ich natürlich nicht mitgenommen und somit habe ich mich mit der Taschenlampe meines Handys begnügt. Das ging zunächst noch gut, denn die Treppen sind zwar uneben und auch nahezu alle unterschiedlich groß und tief, aber es ist problemlos möglich das Handy während des Aufstiegs in der Hand zu halten. Das letzte Stückchen hingegen fordert einen dann doch noch einmal heraus, denn jetzt war klettern angesagt. Und damit meine ich krabbeln, springen, über und unter den Felsen hindurch.




Das alles wird aber absolut belohnt, denn der Sonnenaufgang mit 360 Grad Sicht auf die Umgebung und den nicht weit entfernten Sigiriya Rock ist einfach nur atemberaubend. Nachdem wir circa eine Dreiviertelstunde die Aussicht genossen und alle benötigten Fotos geschossen hatten, ging es wieder bergab, denn wir wollten auch noch das Wahrzeichen Sri Lankas, den bereits aus der Ferne bewunderten Sigiriya Rock, oder Lions Rock, erklimmen.

Der 200 Meter hohe Löwenfelsen, der im 5. Jahrhundert noch rund 500 Mönche beheimatete, ist eindeutig das touristischere Ziel an diesem Tag. Obwohl wir Dank unseres noch nächtlichen Starts früh dran waren, standen die Leute bereits Schlange um die 4.000 Rupien, die für den Aufstieg verlangt werden, zu bezahlen. Der Pidurangala Rock besticht meiner Meinung nach nicht nur mit dem schöneren Aufstieg, er ist mit 500 Rupien auch definitiv das Schnäppchen unter den beiden Felsen.


Wir waren nun aber hier und wollten hoch! Also ging es Stück für Stück in Richtung Spitze des Sigiriya, der 1982 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde. Der Aufstieg dauerte eine knappe Stunde und führte über unzählige Treppenstufen um den Felsen herum bis nach oben, wo sich die Ruine einer historischen Felsenfestung befindet. Als wir oben angekommen waren, war ich persönlich total platt, aber auch hier war der Ausblick und auch die Ruine absolut Sehens- und Lohnenswert. Es war mittlerweile 9:00 Uhr morgens und wir hatten bereits zwei Felsen bestiegen. Nicht sooo schlecht! 🙂


Nach unserer Rückkehr im Tuk-Tuk folgte also zunächst ein entspannter Nachmittag im Hostel, der mit einem Besuch im Höhlentempel von Dambulla endete. Hier ging es natürlich erneut ein paar Treppen hinauf, aber die sollten uns für diesen Tag auch nicht mehr unterkriegen. Oben angekommen begutachteten wir die unzähligen Buddhas, die einst mit der Hand in die Höhlenwände gearbeitet, oder aber mit sicherlich viel Mühe dorthin transportiert wurden. Unvergessen bleiben die abendliche Atmosphäre rund um den Tempel, sowie der Sonnenuntergang.







Am nächsten Tag hatten wir uns mit ein paar Leuten aus dem Hostel zusammengetan und folgten dem Geheimtipp des Hostelbesitzers. In einem großen Taxi fuhren wir zum Heritance Kandalama Hotel, einem Luxushotel, das in die Natur Sri Lankas hineingebaut wurde und in dem man zum kleinen Preis einen Tag am schönen Infinity Pool mit Blick über den See entspannen kann. Ein bisschen Luxus muss auch mal sein! 😉



Kandy
Von Dambulla aus ging es für mich und zwei weitere Reisende aus diesem Hostel am Folgetag nach Kandy, wo wir ein paar Nächte im Kandy City Hostel verbrachten. Und ja, drei ausgewachsene Personen (europäischer Größenverhältnisse) passen inklusive ihrer drei großen Backpacks und Tagesrucksäcke in EIN Tuk-Tuk. Bequem ist allerdings anders, aber man spart wo man kann. In Kandy besuchten wir zunächst den Botanischen Garten, durch den wir einige Stunden spazierten und von dem aus wir uns zu einem Restaurant mit Blick über Kandy aufmachten.





Am kommenden Tag war ich wieder alleine unterwegs und vereinbarte mit einem Tuk-Tuk fahrer einen Festpreis für meine persönliche Kandy-Rundfahrt. Meine Tour startete mit einem Besuch der Bahiravokanda Vihara Buddha Statue, die wie ein Monument über die Stadt ragt, dessen Tempel ich aber, abgesehen von der Statue, ziemlich unspektakulär fand.


Weiter ging es zu einem Kräutergarten, einem Diamantenmuseum und zu meinem Tageshighlight, der Geragama Teefabrik. Es gab in Kandy auch ein Teemuseum, mein Fahrer empfahl aber ebendiese Fabrik und hier bekam ich meine ganz private Führung entlang der Produktionsvorgänge, durfte verschiedene Teesorten aus Sri Lanka probieren und wurde anschließend sogar noch über die Plantage geführt – umsonst. Das war mal wirklich ein guter Deal.






Ich verzichte an dieser Stelle darauf euch die komplette Teeproduktion zu erklären, aber wenn ihr mal in Kandy oder generell in Sri Lanka seid, schaut es euch an!



Mittlerweile hatte heftiger Regen eingesetzt und mein Fahrer brachte mich zu einer traditionellen Tanz Show, wo bis zum „über glühende Kohlen laufen“ ungefähr eine Stunde lang traditionelle Tänze des Landes aufgeführt wurden. Im Anschluss machte ich mich noch zu einer Erkundung des Sri Dalada Maligawa, dem Zahntempel. Dieser ist der Aufbewahrungsort des linken Eckzahns des historischen Buddha Siddhartha Gautama.



Um ehrlich zu sein bin ich nicht so der Typ für all diese Buddhas, aber abends im strömenden Regen barfuß durch den Tempel zu laufen und die Traditionen und Menschen dort zu beobachten war doch irgendwie etwas ganz Besonderes.

Nuwara Eliya
Am kommenden Tag ging es für mich früh morgens mit dem Zug nach Nuwara Eliya, das inmitten hügeliger Teeplantagen in der Landesmitte Sri Lankas liegt. Hier war ich im Hi Lanka Hostel untergebracht.



Von hier aus machte ich mich mit rund zehn weiteren Hostelgästen auf zu einer Wanderung im Horton-Plains-Nationalpark im zentralen Hochland. Unsere mehrstündige Wanderung führte uns entlang Big World’s End, einem 870 Meter hohen Steilabhang, von dem aus man bei klarer Sicht bis zum Meer im Süden blicken kann. Wir hatten leider Nebel und konnten so gar nicht viel sehen – schön war es dort trotzdem. Und es läuft nun mal nicht immer alles nach Plan.


Nicht weit davon erreichten wir auch Small World’s End, eine zweite Klippe mit 270 Metern Höhe und die 20 Meter hohen Baker’s Falls Wasserfälle.


Mein persönliches Highlight begegnete mir an diesem Tag bereits bei Ankunft im Nationalpark. Dort stand ein ausgewachsener Hirsch direkt am Parkplatz und ließ sich ganz hautnah ablichten. Diese Fotos gehören definitiv zur Kategorie meiner Lieblingsbilder aus Sri Lanka. Ich habe nicht gezoomt, der stand wirklich so dicht vor mir! 🙂


Ella
Von Nuwara Eliya ging es für mich wieder in den Zug und weiter nach Ella, eine weitere Kleinstadt im Hochland, die auf etwa 1.000 Metern liegt. Vom Sleep Cheap Ella Hostel aus habe ich eine Wanderung auf den Little Adam’s Peak gemacht, allerdings war mein Timing wahrlich für die Katz. Am Vorabend war ich nach meiner Ankunft in Ella mit ein paar anderen Hostelbewohnern noch etwas essen, habe mich dann aber dank Kopfschmerzen zügig ins Bett verzogen. Die anderen machten die Nacht beziehungsweise unser Hostel zu Tag. Es ist nicht so, dass mich das gestört hätte, aber außer mir kam am kommenden Morgen keiner aus dem Bett und eigentlich wollten wir den Little Adam’s Peak gemeinsam erklimmen. Das Problem war, ich habe gewartet… Nachdem es das dritte Mal hieß, in einer Stunde geht’s los, habe ich mich dann einfach alleine auf den Weg gemacht, aber das Wetter unterschätz.


In Ella war es, zumindest die Tage an denen ich da war, bis mittags schön und wechselte dann zu andauerndem Regen. Nichtsdestotrotz machte ich mich gegen 11 Uhr auf den Weg zum Berg, während sich das Wetter so vor sich hin verschlechterte. Ein wirklich schöner Weg, entlang von Teeplantagen, der eigentlich erst für das letzte Stück richtig anstrengend wird. Das eigentliche Problem war allerdings, das ich oben angekommen Dank des aufziehenden Nebels die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte und somit nichts von der vermeintlich tollen Aussicht zu sehen war.

Und als wäre das noch nicht genug, fing es, kaum war ich zwei Minuten oben in Strömen an zu Regnen. Und jetzt dürft ihr mal raten, was ich vergessen hatte… Ja genau, meine Regenjacke. Zum Glück war es noch nicht wirklich kalt und netterweise begleitete mich ein Streuner von der Spitze des Berges noch ganz bis zu meinem Hostel. Dort angekommen bekamen die Worte „nass bis auf die Unterhose“ für mich eine ganz neue Bedeutung. Ab unter die heiße Dusche! 🙂

Am kommenden Tag ging ich den berühmten Weg zur Nine Arches Bridge, der kein richtiger Wanderweg ist, sondern einfach mitten über die Bahnschienen führt. Da die Züge auf dieser Strecke eher langsam fahren und sich rechzeitig laut ankündigen, ist es überhaupt kein Problem entsprechend auszuweichen. Ich machte mich also auf die Schienen und marschierte nebst weiteren Backpackern und Einheimischen in Richtung Brücke. Eine Wanderung die man wirklich nur genießen kann, denn die Stecke für entlang der malerischen Natur Sri Lankas und die ist einfach unübertrefflich.



Nach einer guten halben Stunde erreichte ich sie also, die Nine Arches Bridge. Auf dem Weg dorthin waren mir noch nicht allzu viele Menschen begegnet, aber dort angekommen war es dann schon etwas schwierig ein Foto ohne Menschen zu bekommen.

Wie der Name es bereits beschreibt, besteht die 1921 erbaute und rund 24 Meter hohe Brücke aus neun Bögen und ist nicht, wie ursprünglich geplant, aus Stahl gebaut, sondern besteht lediglich aus Gestein, Bausteinen und Zement.

Ich denke die Bilder sprechen für den Reiz der Brücke. 😉 Noch am Nachmittag machte ich mich mit insgesamt drei verschiedenen Bussen auf in Richtung Udawalawe-Nationalpark.
Udawalawe-Nationalpark
Dieser Nationalpark, der vor allem für seine Elefanten bekannt ist, befindet sich an der Grenze zwischen der Sabaragamuwa und der Uva Provinz im Süden Sri Lankas. Gemeinsam mit nur einer weiteren Reisenden machten wir uns am frühen Morgen gegen 5:00 Uhr auf den Weg und genossen neben dem Sonnenaufgang unendlich viele kleine und große, junge und alte Dickhäuter, die sich ihre Wege durch den Nationalpark bahnten und uns dabei sehr nah kamen.



Die perfekte Möglichkeit die sanften Riesen zu genießen, zu filmen und zu fotografieren. Neben Elefanten sahen wir riesige Herden von Wasserbüffeln, die sich schlammbedeckt in ihren Wasserlöchern suhlten und einige ausgefallene Vogelarten.



Als Ausgangsort dieser Nationalpark-Safari habe ich im Eagle Safari Family Bungalow übernachtet. Nach vielen Dormzimmern in Hostels hatte ich hier das erste Mal seit langem ein Bett beziehungsweise ein Zimmer für mich und auch das günstige Essen, sowie das Entertainment vor Ort – also die Zaubertricks des Sohnes – waren durchaus empfehlenswert.


Mirissa
Ab ging es also wieder in den Bus, ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich diese Strapazen nicht nur einmal in Kauf genommen habe – es ist aber auch unfassbar günstig und somit ideal, um die Reisekasse zu schonen. Mein nächstes Reiseziel war das JJ’s Hostel in Mirissa an der Südküste, wo mich endlich wieder das Meer erwartete. Ihr wisst ja, Meer geht immer! 🙂


Um ehrlich zu sein, habe ich viel mehr dort auch nicht gesehen! Mirissa ist einer der Orte, die im Dezember 2004 schwer vom Tsunami getroffen wurden und zunächst war ich erstaunt, das am Strand etliche Gebäude und Hütten brachlagen. Das diese immer noch die Spätfolgen von vor über zehn Jahren sein sollten, fand ich doch schwer vorstellbar. Dem war auch nicht so, es wurden lediglich alle Häuser und Hütten abgerissen, die durch Einheimische nach dem Tsunami zu dicht am Strand gebaut wurden. Ein seltsames Bild mit „Müllhalden“ auf der einen und diesem Wahnsinns Ausblick mit seinen traumhaften Sonnenuntergängen auf der anderen Seite. Nichtsdestotrotz war für mich Strandtag angesagt und ich konzentrierte mich einfach Mal auf die schöne Seite des Lebens.



Am kommenden Tag wollte ich nicht wieder an den großen öffentlichen Strand, sondern zum „Secret Beach“. Dieser weiter abgelegene Strand sollte noch weitaus paradiesischer sein und vor allem menschenleer. So machte ich mich mit meinem kleinen Rucksack auf den Weg durch die Straßen der Einheimischen, die vor lauter Müll nur so überliefen. Wie die Leute dort ihr eigenes zu Hause zumüllen, werde ich wahrscheinlich nie verstehen. Ganze Gärten voller Müll prägten das sonst so schöne Bild der Insel, nicht nur in Mirissa.

Nach ein wenig Herumfragerei und dem einen oder anderen Umweg fand ich also den geheimen Strand und es war wirklich nicht zu viel versprochen. Noch dazu waren zu dem Zeitpunkt außer mir nur weitere fünf Personen dort. Ich genoss also einfach Mal die Aussicht, plantschte im Meer und las ein Buch.


Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, bis ein Einheimischer meinte, mir ein bisschen zu nah kommen zu wollen. Nachdem ich ihn mächtig angeschrien hatte, suchte er allerdings das weite. Schade, denn ich hätte dort gerne noch das eine oder andere Stündchen verbracht, entschied dann aber doch, lieber den Heimweg anzutreten.


Am Ende sollte sich diese Entscheidung allerdings auch wieder lohnen, denn kurz nach meinem Aufbruch kam er wieder, der große Regen. Das war übrigens das einzige Mal, das mir in Sri Lanka ein Mann auf die Pelle gerückt ist, ich hatte aber durchaus schon einige Geschichten von anderen Reisenden gehört. Also, Obacht!
Galle
Von Mirissa aus reiste ich mit dem Tuk-Tuk weiter nach Galle, einer Stadt im Südwesten Sri Lankas, dessen 1663 von den Niederländern errichtete Festung Galle, sowie die Altstadt Weltkulturerbe sind. Sie ist die größte erhaltene europäische Festung in Südasien und ihr drei Kilometer luden mich zu einem Stadtbummel ein, bevor ich am kommenden Tag vom Pilgrims Hostel in Galle weiter in das ebenfalls im Südwesten liegende Hikkaduwa aufbrach.





Hikkaduwa
Hikkaduwa erreichte ich ebenfalls mit dem Tuk-Tuk, denn irgendwie hatte ich die Schnauze voll von den Busfahrten. Manchmal muss man sich eben auch etwas gönnen. Deshalb hatte ich mir für diese Nacht auch ein Hotelzimmer im Coral Seas Beach Hikkaduwa gebucht.



Der Strand des Badeortes ist bekannt für seine Wasserschildkröten, die man hier ganz umsonst bestaunen und sogar füttern kann. Einheimische stehen am Strand bereit und locken die kleinen Riesen mit ihrer harten Schale ganz einfach mit Algen an den Strand. Ich konnte also Schildkröten füttern und neben ihnen herschwimmen. Das war super, allerding machte ich auch Bekanntschaft mit ihrem Panzer. Eine der Kröten schwappte mit einer Welle gegen meine Schienbeine, was mir ziemlich heftige blaue Flecke bescherte, die mindestens eine Woche anhielten. Naja, wenn ich auch im Weg stehe… 🙂





Negombo
Von Hikkaduwa aus fuhr ich mit einem Einheimischen im Auto nach Negombo. Diese Mitfahrgelegenheit hatte mir ein örtlicher Tuk-Tuk Fahrer organisiert. Negombo ist eine Stadt an der Westküste und liegt nördlich von Sri Lankas Hauptstadt Colombo, von wo aus ich meine Reise gestartet hatte. Übernachtet habe ich im Hi Lanka Hostel Negombo. Hier entdeckte ich ehrlich gesagt nicht mehr viel, denn ich war ziemlich erkältet und wollte für meine letzten Tage in Sri Lanka fit sein. Also lief ich zwar ein bisschen herum, hütete aber ansonsten das Bett bevor ich meine Reise nach Kalpitiya in der nordwestlichen Provinz antrat.


Kalpitiya
In Kalpitiya wollte ich eine Woche Kitesurfen und darauf hatte ich mich bereits riesig gefreut. Gebucht hatte ich meine Unterkunft, sowie den Kurs beim De Silva Windresort Kalpitiya. Sie hatten mir eines der günstigsten Angebote in der Umgebung gemacht und die Kommunikation lief über eine österreichische Mitarbeiterin auf Deutsch, was mir auch die letzten Zweifel genommen hatte.
Ich nahm also mal wieder mehrere Busse und zum Schluss noch ein Tuk-Tuk um das Windresort an der Kalpitiya Lagune zu erreichen. Bei Ankunft regnete es und ich wurde von den jungen einheimischen Mitarbeitern nur schnell in mein Zimmer begleitet. So eine Richtige Auskunft darüber, wie das jetzt mit meinem Kurs läuft? Zunächst Fehlanzeige! Beim Abendessen traf ich dann auf den marokkanischen Kitelehrer, der mir auch nicht sonderlich viele Hoffnungen machte – es war kein Wind angesagt, stattdessen Regen. Ein deutscher Gast erzählte mir am gleichen Abend, dass er in seinem mittlerweile einwöchigen Aufenthalt dort auch erst einmal so richtig auf dem Wasser war. Meine Laune befand sich entsprechend auf dem besten Weg in den Keller. Das hatte ich mir anders vorgestellt.
Am kommenden Tag kam es also, wie es kommen musste und ich verbrachte meinen Vormittag nicht wie geplant auf dem Wasser, sondern am Pool. Am Nachmittag nahmen mich der Kitelehrer und seine Helfer immerhin mit einem kleinen Boot mit auf die andere Seite der Lagune, in der Hoffnung das der Wind spontan aufziehen würde, aber auch hier Fehlanzeige. Stattdessen betretenes Schweigen im Regen. Ganz großes Kino.
Am Folgetag sollte sich aber alles zum Guten wenden, der Wind zog auf und wir machten uns mit zwei weiteren Kursteilnehmern auf die andere Seite. Nachdem wir das Kitematerial aufgebaut und uns entsprechend eingekleidet hatten ging es also endlich ins Wasser. 🙂
Nachdem ich dem Kitelehrer gezeigt hatte das ich sowohl das Kite fliegen, als auch den Bodydrag beherrsche, gab er mir also das Brett und ich durfte den Wasserstart üben – das was mir bislang noch nicht so richtig gelingen wollte. Aber manchmal läuft es und ich stand bereits beim ersten Versuch auf dem Brett und erntete neben weiteren Tipps sogar ein wenig Lob. Ich übte also weiter und schaffte es sogar mehrere hundert Meter zu fahren, was mir ein riesiges grinsen aufs Gesicht zauberte. Endlich! 🙂
Für unsere Mittagspause fuhren wir zurück zum Windresort und am Nachmittag sollte es mit weiteren Übungsstunden weitergehen, die dann leider aufgrund von fehlendem Wind wieder abgesagt wurden. Nichtsdestotrotz war ich froh wie der Tag und vor allem das Kiten bislang gelaufen war und fiel abends zufrieden ins Bett.
Das böse Erwachen folgte am kommenden Morgen. Mir ging es gar nicht gut. Nicht nur das ich mir, trotz Lichtschutzfaktor 50+, mein komplettes Gesicht verbrannt hatte, mein gesamte Wohlbefinden war eher so lala. Da wir sowieso erst am Nachmittag rüberfahren wollten, legte ich mich, nachdem ich mich mit dem frischen Saft einer Aloe Vera Pflanze eingeschmiert hatte, wieder ins Bett.
Aber es ging nicht nur mir nicht gut, sondern auch meiner kleinen Wunde, die ich mir rund vier Wochen zuvor bei meinem Sturz beim Wandern in den Drakensbergen in Südafrika zugezogen hatte. Diese verheilte zwar nicht schnell, aber bislang hatte mir die kleine Wunde an meinem Schienbein keine Probleme bereitet. Mehrfach war ich mit der Wunde im Meer und auch sonst kündigte nichts eine Entzündung an. An diesem Tag jedoch fing die Wunde an zu schmerzen und auch mein Bein war an dieser Stelle leicht geschwollen. Das Wasser der Kalpitiya Lagune hatte es anscheinend in sich?!
Nachdem ich den Mitarbeitern mein Bein gezeigt und meine Beschwerden beschrieben hatte, bestellten diese mir also ein Tuk-Tuk ins Dorf und ich fuhr zum Arzt. Dieser war gar nicht begeistert, verschrieb mir ein Antibiotikum, Schmerzmittel und eine Salbe. Ganz so schlimm sei es aber wohl nicht und er sagte ich könne sogar weiter zum kiten in die Lagune, solange ich die Wunde im Anschluss ausspüle und mit der Salbe einschmiere. Zurück im Windresort merkte ich relativ schnell, dass es dazu erstmal nicht kommen würde, denn es ging mir zunehmend schlechter und ich bekam Fieber.
Am nächsten Morgen war mein Bein noch um einiges weiter angeschwollen und ich hatte immer noch Fieber, verbrachte also den ganzen Tag im Bett, in der Hoffnung, das Antibiotikum würde Wirkung zeigen.
Nachdem es mir am Folgetag immer noch nicht besser ging und mein Bein mittlerweile bis hinunter zum und inklusive Fuß geschwollen war, machte ich mich im Tuk-Tuk erneut in Richtung Arzt. Dieser hatte allerdings zu und somit wurde ich zum örtlichen Krankenhaus gebracht. Dank der Beziehungen des Fahrers kam ich relativ schnell dran, die „Behandlung“ war allerdings nicht wirklich zufriedenstellend.
Nach einem kurzen Blick auf meine Wunde gab mir der Arzt einfach ein anderes Antibiotikum und schickte mich wieder nach Hause. Ausruhen und hoch legen war sein wertvoller Tipp. Wäre ich jetzt von alleine nicht drauf gekommen…
Mal ab von der großartigen Hilfe im Krankenhaus war ich auch von den Umständen dort nicht wirklich begeistert, denn mein „Behandlungsraum“ war gleichzeitig Krankenzimmer für allerhand Leute, die dort in ihrem Betten vor sich hinvegetierten. Ich war also wenig scharf darauf dort eingewiesen zu werden und beschloss meine Situation einfach noch einen weiteren Tag und mithilfe der verschriebenen Medikamente zu überstehen.
Auf dem Plan stand nämlich mein Flug nach Malaysia und ich erhoffte mir in Kuala Lumpur eine bessere medizinische Versorgung. Dem entsprechend machte ich mich in meinem Zustand, der sich mittlerweile quasi stündlich verschlechterte, am kommenden Abend mit dem Flughafenshuttle des Windresorts auf zum Flughafen nach Colombo, wo ich gegen 23:00 Uhr mit Air Asia in Richtung Kuala Lumpur aufbrach. Dieses Mal hatte ich Glück, denn die Maschine war wenig gebucht und so konnte ich mein Elefantenbein für den rund vierstündigen Flug wenigsten hochlegen.
Malaysia
Am kommenden Morgen um 5:00 Uhr landete ich in Kuala Lumpur und machte mich mit einem Uber Fahrer auf den Weg zum gebuchten Hostel. Dort angekommen ließ mich zwar ein anderer Gast rein, einchecken konnte ich aber erst ab 12 Uhr. Bingo, das hatte ich jetzt noch gebraucht, in meinem Zustand und mit allerhand Reisestunden auf dem Puckel. Ich entschied mich also, zunächst einmal Wäsche zu waschen und lungerte rum, bis ich dann endlich ins Zimmer konnte.

Nachdem ich eine Dusche genommen und meine Sachen aufgehängt hatte, begutachtete ich ein weiteres Mal mein Bein und entschied mich, direkt das nächste Krankenhaus aufzusuchen. Mittlerweile konnte ich nur noch schwer laufen, weil sich der Druck im Bein durch die Schwellung immer weiter erhöht hatte und immer noch hatte ich das Gefühl, nicht fieberfrei zu sein. Auf Empfehlung des Hostelbesitzers machte ich mich also im Taxi auf den Weg ins Tung Shin Hospital und ab in die Notaufnahme.
Dort hatte ich nach einer circa halbstündigen Wartezeit nun endlich das erste Mal das Gefühl, ernstgenommen zu werden. Bereits nach einem kurzen Blick auf mein Bein, lag ich schneller auf einer Liege, als es mir lieb war und hörte dann, was ich eigentlich nicht hören wollte: „Sie bleiben hier.“
Nachdem ich fragte wie lange circa und ich als Antwort „mindestens eine Woche“ bekam, brach ich in Tränen aus. Im Nachhinein tun mir die Schwestern und Ärzte in der Notaufnahme ein bisschen Leid, denn ich habe mich eine gefühlte Ewigkeit nicht wieder eingekriegt und war kaum in der Lage überhaupt mit Irgendjemandem Dort zu sprechen.
Irgendwie schaffte ich es aber nebenbei meine Mutter anzurufen, die Aufnahmepapiere auszufüllen, meine Auslandskrankenversicherungs-Daten weiterzugeben und meine Kreditkarte für die erste Absicherung des Krankenhauses zu zücken. Aufgehört zu heulen habe ich dabei nicht.
Im Anschluss ging es zum Röntgen und dann ab auf’s Zimmer. Es war mittlerweile nach 21 Uhr und ich war vollkommen fertig mit der Welt. Aber hey, jetzt kümmerte sich jemand um mich und das war gleichzeitig sehr erleichternd.

Der Arzt, der mich an diesem Abend noch besuchte, offenbarte mir, dass er vermute, das sich durch die Entzündung ein Abszess gebildet hat, der die Schwellung und die Schmerzen herbeiführt. Am kommenden Morgen sollte ich also ins MRT, um seine vorläufige Diagnose abzusichern.
So sollte es geschehen und dieses MRT war wohl mit den schlimmsten Schmerzen verbunden, die ich bislang in meinem Leben hatte. Ich sollte insgesamt eine Stunde dort still liegen, damit sie die entsprechenden Bilder anfertigen konnten. Das wäre ja nicht das Problem gewesen, wenn sie mein Bein nicht mit einer Art „Zurrgurt“ fixiert hätten, der auf das sowieso schon extrem druckempfindliche Bein drückte. Prost Mahlzeit, ich war dann mal wieder am heulen und versuchte mich irgendwie aufs Atmen zu konzentrieren, weil bewegen durfte ich mich ja nicht. Überlebt habe ich es trotzdem… Nachdem ich das also geschafft hatte, ging es für mich zunächst zurück aufs Zimmer.
Keine halbe Stunde nach dem MRT kam der Arzt zu mir und erklärte mir, dass er mit seiner Vermutung richtig lag und ich in gut einer Stunde unters Messer soll. Mir blieb gerade noch genug Zeit, meine Mutter anzurufen und die nötigen Papiere für die OP auszufüllen, da lag ich auch schon auf dem Tisch und wurde in Narkose gelegt. Bereits eine Stunde später wachte ich auf, alle waren zufrieden und ich wurde in Richtung Zimmer geschoben.
Gott sei Dank war also wohl alles gut gelaufen und ich hatte die Narkose ohne jegliche Probleme überstanden. Dieses Erlebnis war nämlich für mich nicht nur der erste Krankenhausaufenthalt seit über 15 Jahren, sondern auch die erste OP meines Lebens. Wenn schon Abenteuer, dann richtig! Mir ging es den Umständen entsprechend gut und ich konnte auch schon zwei Stunden später wieder alleine bis zum Bad gehen. Wie mein Bein aber nun aussehen würde, blieb bis zum Verbandswechsel am nächsten Tag das Geheimnis der Ärzte.
Ich verzichte hier auf die Veröffentlichung eines Bildes von meinem Bein nach der OP, denn die Reaktionen auf dieses Bild gingen von „cool“ und „krass“, bis hin zum Würgereiz. 😉 Wer gerne Wunden sieht, möge sich persönlich bei mir melden. Um eine Beschreibung kommt ihr jedoch nicht herum.
Als also der Arzt endlich kam um mein Wunde erstmals zu begutachten, begann eine Schwester mein Bein auszuwickeln und die durchgebluteten Wundauflagen zu entfernen. Im Anschluss holte sie das Verbandsmaterial aus meiner Wunde und dieser Vorgang hörte gefühlt gar nicht auf, so groß war die Wunde… bis ich dann endlich diesen „Krater“ in meinem Bein sehen konnte. Vor mir sah ich ein circa fünf Mal zehn Zentimeter großes Loch auf meinem Schienbein, das auch bestimmt noch sechs Zentimeter tief war und bis kurz vor den Knochen reichte. Meine erste Reaktion: „Shit“!
Dann zückte ich mein Handy und machte ein Foto. 🙂
Ich glaube, wie Ernst diese Angelegenheit wirklich war, wurde mir erst jetzt so richtig bewusst. Der Arzt war allerdings höchst zufrieden mit dem Loch das er in mein Bein geschnitten hatte, ordnete die Reinigung der Wunde an und kündigte ein Wiedersehen am Folgetag an.
Ich hatte Glück gehabt, denn eine Blutvergiftung oder generell eine Verschlimmerung der Infektion hätte die Amputation meines Beines zur Folge haben können. Glück im Unglück.
Ziemlich erstaunlich war, das ich mittlerweile, nachdem der Druck weg war, kaum noch Schmerzen verspürte und das Bein auch bereits wesentlich weniger geschwollen war. Nichtsdestotrotz sollte ich insgesamt rund zehn Tage das Antibiotikum über einen Tropf bekommen und tägliche Verbandswechsel, sowie die Reinigung der Wunde erhalten.
Mittlerweile war klar, dass es wohl einige Zeit dauern würde, bis die Wunde, die von unten heraus selbstständig zuwachsen musste, vollständig abheilen würde. Entsprechend war ich mit meiner Auslandskrankenversicherung der Hanse Merkur Zwecks Kostenübernahme des Krankenhausaufenthaltes und dem Rücktransport nach Deutschland in Kontakt. Ein Umstand der sicherlich vernünftig war, mich aber nicht besonders glücklich stimmte. Aber die Gesundheit geht vor und Gott sei Dank konnte ich bereits in Malaysia bei jedem Verbandswechsel sehen, wie die Wunde mehr und mehr zuheilte.
Glück hatte ich auch, dass ein Freund aus Deutschland mich für die Zeit in Malaysia besuchen wollte und bereits einen Tag nach der OP seine Reise zu mir angetreten hatte. Das war für ihn natürlich doof, weil er nun alleine das Abenteuer Malaysia und Indonesien bestreiten musste. Für mich war es jedoch ein Segen. Nicht nur das ich dadurch ein wenig Gesellschaft hatte… er konnte auch meine Sachen aus dem Hosten holen, inklusiver meiner Wäsche, die da immer noch auf der Leine hing. 😉
Alles in allem bin ich sehr froh, dass ich in Kuala Lumpur und nicht bereits in Sri Lanka ins Krankenhaus gekommen bin. Und auch darüber, dass ich dieses Krankenhaus erwischt habe, denn ich wurde dort wirklich gut betreut und versorgt und auch die Abwicklung mit der Versicherung war absolut unkompliziert.
Ab nach Hause
Am letzten Tag meines Antibiotikums wurde ich also, organisiert durch die Versicherung, von einem deutschen Arzt und einem Sanitäter im Krankenhaus abgeholt, damit es in die Heimat gehen konnte. Und auch das war irgendwie ein kleines Abenteuer!
Als der „Krankentransport“ kam, habe ich meinen Rucksack auf die Krankenliege geworfen und bin zu Fuß zum Krankenwagen spaziert. Ich war nämlich wieder ziemlich fit und durfte und konnte bereits seit einigen Tagen wieder ein wenig herumlaufen. Nichtsdestotrotz ging es für mich und meine zwei Begleiter mit einer waghalsigen Fahrt inklusive Sirene, Blaulicht und etlichen Überholmanövern zum Flughafen. Notwendig war das definitiv nicht… 😉
Von Kuala Lumpur aus flogen wir Business Class – ich musste schließlich mein Bein hochlegen – nach Istanbul und anschließend nach Hamburg. Mehr als einmal in der Luft alles mögliche zu messen, hatten die Ärzte dann auch mit mir nicht zu tun. Mir ging es nämlich gut. Wahrscheinlich war ich für die beiden der langweiligste Krankentransport ihrer Begleiterlaufbahn. 😉
Ich muss sagen, ich bin selten so ungerne in Hamburg gelandet. Ja, natürlich habe ich mich gefreut und vor allem unter diesen Umständen, nach Hause zu kommen, aber ich fühlte mich ein wenig zur falschen Zeit am falschen Ort. Immerhin war ein großer Traum vorerst geplatzt.
In Hamburg angekommen, wurde ich erneut von einem Krankenwagen in Empfang genommen, der mich ins Diakonieklinikum nach Rotenburg transportiert hat. Dort angekommen wurde ich erstmal so gar nicht ernst genommen – Welcome to Germany. Gott sei Dank hat meine Freundin Kerstin mich dort in Empfang genommen und mir über die ersten Schritte zurück in Deutschland hinweggeholfen. Inklusiver aller emotionalen Ausbrüche, die ich an diesem Tag so hatte… Immerhin hatte ich stark gehofft noch an diesem Tag nach Hause zu kommen.
Da ich ja nicht gehumpelt bin und nur einen großen Verband getragen habe, saßen wir also erstmal im Wartezimmer der Notaufnahme, bis sich das Team bequemte mich zu untersuchen. Ich war ja erst gute 48 Stunden auf den „durchlöcherten“ Beinen… Als dann der Verband weg war und mein Loch zum Vorschein kam, sah die Welt ganz schnell wieder anders aus. Da wurden alle auf mal ganz besorgt und schnell… 😉
Ich sollte also noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben. Schade Schokolade! Mein Bein wurde also erneut geröntgt, meine Wunde gesäubert und ausgeschabt und ein weiterer kleiner Abszess neben der Ursprungswunde geöffnet. Dann wurde mir ein antiseptischer Schwamm eingesetzt, der mit einer sogenannten V.A.C. Pumpe verbunden wurde.
Wikipedia: „Diese Vakuumtherapie zur Wundheilung besteht aus einem Wundverschluss in Kombination mit einer Drainage für Wundsekret und Blut, wobei ein Sog durch Unterdruck aufrechterhalten wird.“
Besser hätte ich es jetzt auch nicht erklären können. 😉

Versehen mit meiner neuen Pumpe, die alle paar Minuten furzähnliche Geräusche von sich gegeben hat, ging es also für mich ins nächste Krankenbett, wohl bemerkt auf der Gynäkologie. In der Chirurgie war kein Platz mehr… Naja, nebenan war dann auch die Urologie, so hatte dann halt jeder seinen „Beutel“ zu tragen. 😉
Hier besuchten mich direkt am ersten Abend meine Eltern und mein Bruder und wir haben auf den Schreck, oder eben auf das Glück erst einmal gemeinsam ein Radler getrunken – begleitet von den Geräuschen meiner furzenden Pumpe. Wir hatten auf jeden Fall sehr viel Spaß.

Nach weiteren vier Tagen wurde meine Pumpe also ausgetauscht und ich muss sagen, wow, das Loch war in dieser kurzen Zeit wirklich extrem gut zugeheilt. Die Therapie schien entsprechend Wirkung zu zeigen. Ich durfte also nach Hause, denn nun konnten die Ärzte mir anstatt der Pumpe eine Vakuumflasche an den Schwamm bauen, mit der ich ins normalen Leben zurückkehren konnte.
Der erste Weg führte mich übrigens – „Pssst“ – in den Stall zu meinem Toni, den ich dann endlich mal wieder knuddeln konnte. Das war mal ein wirklicher Lichtblick!!! Natürlich auch, den Rest meiner Familien und Freunde endlich mal wieder zu sehen und in den Arm zu nehmen. 🙂


Nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde musste ich circa alle fünf Tage wiederkommen, um mir einen neuen Schwamm einsetzen zu lassen und die Fortschritte waren wirklich erstaunlich. Am 25. Juni durfte ich das erste Mal ohne meine Flasche wieder nach Hause. Das war circa zweieinhalb Wochen nach meinem Transport nach Deutschland und etwa vier Wochen nach meiner OP in Malaysia.

Ich hatte nun medizinischen Honig bekommen, mit dem ich einmal am Tag selbstständig meinen Verband wechseln konnte und der meine Wunde nicht nur sauber gehalten hat, sondern auch das Wachstum in der Wunde weiter angeregt hat. Am selben Tag saß ich übrigens das erste Mal wieder auf dem Pferd – wenn auch nur eine kleine Runde. Von hier an ging dann alles bergauf!



Am 23. Juli, also knappe vier Wochen später, war die Wunde zwar immer noch nicht ganz zu, aber fast vollständig mit Kruste bedeckt und ich habe mich wieder auf dem Weg gemacht – nach Australien!

Aber zu meinen Abenteuern dort und wie meine Reise weitergegangen ist, schreibe ich euch ein anderes Mal. Soviel kann ich verraten, es geht mir gut.
Meer geht immer!
Anna