In meinen letzten Tagen in Südafrika wollten wir es noch einmal wissen und nach vier Tagen Stadtleben in Durban – am letzten Abend waren wir dort übrigens noch feiern – zog es Rebecca, Lennart und mich in die nördlichen Drakensberge. Bereits auf der rund 260 Kilometer langen Fahrt konnten wir erahnen, was uns in der Amphitheatre Backpackers Lodge erwarten würde, denn irgendwo im Nirgendwo war dieses herrliche Fleckchen Erde, an dem wir uns auf Anhieb wohlgefühlt haben. Rebecca und ich haben es uns in einer Art Gartenhütte gemütlich gemacht und Lennart hat sein Zelt aufgeschlagen. Das Abenteuer Natur konnte losgehen!


Dank der Feierei am Vorabend war ich ehrlich gesagt ein bisschen durch – Klassischer „Hangover“! Zusätzlich hatte ich bereits den zweiten Tag in Folge ein angeschwollenes Auge – fragt mich nicht warum – das einfach nicht abschwellen wollte. Nachdem wir uns also den Sonnenuntergang angesehen und gegessen hatten, bin ich noch vor 20 Uhr ins Bett geklettert. Für den Sonntag hatten wir nämlich ein besonderes Programm – ein Tagesausflug nach Lesotho!

Ein Tag in Lesotho
Um kurz nach 7 Uhr ging es also in den Minibus, mit dem uns unser Guide für diesen Tag über die Grenze und in das Königreich Lesotho bringen sollte. Ich hatte ein paar Eiswürfel in mein Reisehandtuch gewickelt, um während der knapp zweistündigen Fahrt mein Auge zu kühlen. An diesem Morgen sah ich nämlich aus wie Quasimodo alias der Glöckner von Notre-Dame. 😉

Wir fuhren durch Qwa Qwa und entlang des Monantsa Passes um an unser Ziel zu gelangen. Der Monantsa Pass ist eine nicht asphaltierte „Straße“ – Pfad ist wahrscheinlich das bessere Wort – die eine Sackgasse für jeden ist, der nicht nach Lesotho möchte. Wenige Meter nach dem Grenzübergang nach Lesotho – ein Fluss – wechselt der Weg von Straße zum Monantsa Pass, der extrem steinig und zum selbstfahren definitiv nur mit einem 4×4 Fahrzeug befahrbar ist. Extreme Steigungen und tiefe Löcher prägen den Weg, der einem das Gefühl gibt, in einem Traktor zu sitzen. Man musste schon aufpassen, sich im Auto nicht den Kopf zu stoßen, so holperig war es. Trotz ungemütlicher Fahrt hat der Pass aber, mit seinen herrlichen Berglandschaften, eine ganz besonders faszinierende Anziehungskraft.
Lesotho ist eine Enklave – vollständig von Südafrika umgeben – und ist zusätzlich in der gesamten Höhe das höchste Land der Welt ist. Das Hochland wird von den Gebirgszügen Drakensberg und Maloti gebildet, die den gesamten östlichen Teil des Königreichs umfassen. Das Gebiet mit seiner rauen, alpinen Erscheinung, seinen Bergen, Flüssen und fruchtbaren Tälern ist nicht nur atemberaubend schön, sondern auch selten von Touristen besucht und somit ziemlich unberührt.
Angekommen in einem Dorf in der nordöstlichen Ecke von Lesotho, einer Hochgebirgszone, die hinter dem Amphitheater und dem Golden Gate Nationalpark liegt, ging es für uns zu Fuß weiter. Zunächst besuchten wir eine Schule in der die Kinder der Umgebung unterrichtet wurden und die zum Teil aus Mitteln unseres Hostels erbaut wurde. Viele der Kinder müssen für den Hin- und Rückweg je rund zwei Stunden Fußmarsch zurücklegen, um am Unterricht teilzunehmen. Dort mussten wir erst einmal die Schulbank drücken und wurden in die Lebensweise der Basotho, sowie die einfachsten Sprachbrocken auf Sesotho, wie „Hallo“, „Bitte“ und „Danke“ eingewiesen. Lesotho bedeutet übrigens: „Land der Sotho-sprechenden Menschen“, wobei hier die Sprache Sesotho gemeint ist. Hier endet übrigens gefühlt alles auf „–sotho“, das bedeutet irgendwas mit Höhe, wenn ich mich richtig erinnere. 😉
Die meisten Basotho sind übrigens von der Landwirtschaft abhängig, hier gibt es zwar auch eine Währung, den Loti, aber meist wird mit Vieh oder Lebensmitteln bezahlt.
Von der Schule aus ging es für uns auf eine Wanderung durch das Dorf, wo wir traditionellen „Pap“ – einen Brei aus Maisgrieß – probieren durften und einen Heiler trafen, der uns von seinem Werdegang und seinen Aufgaben in der Region erzählte. Angeblich habe er sogar Visionen, kann beispielsweise einen Unfall voraussehen und die Person entsprechend vorab warnen, zum Beispiel an diesem Tag nicht mit dem Auto zu fahren. Nun gut, jeder glaubt, was er glauben will. 😉 Außerdem musste der Heiler bei seiner finalen Zeremonie das Blut trinken, das aus einem frisch hingerichteten Schaf lief – „würg“! Seine Tracht hatte natürlich auch zig Bedeutungen, jedes Armband und auch die Hand eines Baboon (Pavian), die um seinen Hals hing. Ich habe sie zumindest mal geschüttelt – bringt vielleicht Glück?! Naja, sicher ist sicher! 🙂 Mein Auge habe ich ihm trotzdem nicht gezeigt, nicht dass er noch auf die Idee kommt, die Pavianhand da rein zu stecken…


Für uns ging es nun weiter in die Natur und mal wieder ziemlich bergauf… Wie ich später feststellen durfte, gingen wir nämlich auf diesen riesigen Berg rauf! Entlang des Berges, durch die Wälder und zu einem wunderschönen Aussichtspunkt nach dem anderen. Und letztendlich standen wir dann dort oben mit dieser absolut zauberhaften Aussicht. 🙂 Hier sprechen mal wieder die Bilder für sich…
Auf unserem Weg passierten wir auch eine Höhle, die mitten im Berg liegt. Die Menschen hier benutzen Pferde und Hunde, um ihr Vieh zu halten und zu treiben. In dieser Höhe sind gute Weiden so selten, dass Hirten einen halbnomadischen Lebensstil auf der Suche nach Weideland haben und ihr Vieh in diesen Höhlen verstecken, die teilweise noch mit den Höhlenmalereien der San geschmückt sind. Als San wird eine Reihe ethnischer Gruppen im südlichen Afrika bezeichnet, die ursprünglich als reine Jäger und Sammler lebten.

Auf dem Rückweg passierten wir erneut das Wohngebiet einer Familie, bei der uns wieder dieses Bier angeboten wurde, das wir bereits in Coffee Bay probiert hatten. Aus Höflichkeit nahmen wir wieder einen Schluck und lächelten. Unser Guide war aber schon sehr erstaunt, das wir sechs Deutschen den Liter Bier so gar nicht austrinken wollten. Tja, unser Bier schmeckt einfach eindeutig viel viel besser! 😉

Im Anschluß an unsere Lesotho-Entdeckungstour ging es für uns im Minibus zurück nach Südafrika und entlang der herrlichen Berglandschaft zurück ins Hostel, wo wir uns im Jacuzzi von den körperlichen Anstrengungen des Tages erholten.

Die Tour nach Lesotho kostete uns 720 Rand pro Person, umgerechnet knapp 48 Euro, was im Vergleich zu den anderen Tagestouren relativ teuer ist. Nichtsdestotrotz habe ich diesen Tag in Lesotho mit seiner unglaublichen Natur extrem genossen und kann nur jedem Reisenden, der sich in der Nähe befindet, empfehlen, einen Abstecher dorthin zu wagen.
Drakensberge – „The Gorge“

Am Montag wollten wir drei wieder wandern, hatten uns jedoch gegen die für erneut 720 Rand angebotenen „Tulega Falls Wanderung“ entschlossen. Erstens war uns das zu teuer und zweitens klang das nach mehr als nur anstrengend. Nachdem wir uns also an der Tour-Rezeption im Hostel informiert hatten, folgten wir deren Empfehlung für eine Tour auf eigene Faust. Gegen 8.00 Uhr ging es also für uns drei ins Auto und in den rund 25 Kilometer entfernten Royal Natal Nationalpark, von wo aus wir die „The Gorge“ Wanderung (Die Schlucht) antraten. Vor uns lagen also bei allerschönstem Sonnenschein rund 20 Kilometer in Richtung Amphitheater, dem berühmtesten geographischen Merkmal der nördlichen Drakensberge.

„Es gibt keinen beliebteren und malerischeren Spaziergang als den Gorge-Walk“, so steht es in der Broschüre des Nationalparks und das kann ich, auch wenn ich keinen wirklichen Vergleich habe, absolut bestätigen.
Der Weg schlängelt sich parallel, über und entlang des Tugela-Flusses. Nicht lange nach der ersten Kreuzung des Flusses, passiert man den „Devil’s Hoek“, von wo aus man bereits den „Policeman’s Helmet“ erblicken kann und auf der rechten Seite die Aussicht auf das „Vemvaan Valley“ genießt. Von dort aus geht es immer wieder durch den Wald und schließlich durch die Schlucht – „The Gorge“ – an der man weiter in Richtung Tunnel geht.
Wir haben mitten im Nirgendwo erst einmal ein Bad genommen, denn die Ausläufe des Wasserfalls waren bei den Temperaturen einfach zu einladend. Weniger einladend war allerdings die Wassertemperatur, die mir bereits nach wenigen Minuten die Füße gefrieren ließen. Im Anschluss legten wir uns also einfach je auf einem der nahegelegenen Felsen in die Sonne – einfach nur herrlich!
Nach dem wir in Richtung Felsentunnel weiterkletterten, dieser Weg war dann doch schon etwas anspruchsvoller und ähnelte mehr klettern als wandern, machten wir uns nach circa 2.5 Stunden Hinweg in Richtung Heimweg. Obwohl uns die Hin- und Rücktour über den selben Weg führt, war es kein Stück weniger schön, den die Mittags- und später Nachmittagssonne tauchten die Natur in neue Farben und ließen auch die Berge in einem anderen Licht erscheinen.
Ich habe mich natürlich auf dem Rückweg noch gemault, bin bei einer Stufe bergab umgeknickt und habe ratz fatz auf der Nase beziehungsweise auf meinem Schienbein gelegen. Zum Glück nichts passiert – außer einem in vielen schönen Farben schillernden riesigen blauen Fleck. 🙂 Als wir gegen 17 Uhr zurück im Hostel waren nutzten wir erneut den Jacuzzi – schon praktisch so ein Teil nach einem langen Wandertag!

Dieser Abend sollten dann übrigens mein letzter in den Drakensbergen sein und auch unser letzter gemeinsamer Abend mit Lennart – der Glückliche hat noch zwei weitere Monate in Südafrika und Umgebung vor sich. Zur Feier des Tages gab es also noch das eine oder andere Bier zu trinken, Squasches zu essen und ein paar Runden Karten zu spielen.
Ich kann sowohl die Amphietheatre Backpackers Lodge, als auch einen generellen Besuch in den Drakensbergen empfehlen. Würde sich meine Zeit in Südafrika nicht dem Ende nähern, hatte ich sichern noch ein paar Tage verlängert. Wer allerdings dort nächtigt, sollte im Voraus zum selber kochen einkaufen, denn die angebotene Verpflegung ist im Vergleich zu anderen Hostels ziemlich teuer.

Am Dienstagmittag ging es also für Rebecca und mich ein letztes Mal in den Baz Bus, mit Ziel Johannesburg – oder Jo’Burg, oder Jozi. Aber zu meinen letzten zwei Tagen in Südafrika und meiner weiteren Reise in den nächsten Tagen mehr…
Dann schreibe ich euch aus meinem vierten Land – Sri Lanka! 🙂
Meer geht immer.
Anna