Pferdevirus in Plettenberg Bay

Da ich auf meiner Reise sicher nicht ein ganzes Jahr untätig von Strand zu Strand ziehen kann und will, habe ich mir für die ersten vier Wochen in Südafrika eine Aufgabe gesucht. Überraschung, es hat etwas mit Pferden zu tun! 😉 Wer mich kennt, der hat wahrscheinlich bereits vermutet, dass ich es nicht sehr lange ohne sie aushalten würde. 🙂

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Abendsonne im T’Niqua Stable Inn.
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Troy.

Nichtsdestotrotz habe ich lange überlegt, ob ich während meiner Reise mit Pferden arbeiten will und vor allem, ob ich dieses „Reiten im Urlaub“ wirklich unterstützen will. Die Reiter unter euch werden diesen Einwand vielleicht verstehen?! Es gibt sehr viele Angebote, die ich mal unter dem Überbegriff „Reittourismus“ zusammenfassen will, bei denen sich mir einfach nur alles umdreht. Pferde die halb verhungert und stocklahm irgendwelche sonnenverbrannten Urlauber über den Strand schleppen müssen, ihre Tage in praller Sonne angepflockt wartend auf den nächsten „Jockey“ oder den ganzen Tag aneinandergereiht im Kreis laufend verbringen müssen… Das Negativbeispiel! Und ich möchte hiermit alle, die zu Hause ein Pferd im Stall stehen haben und es besser wissen sollten bitten, darauf zu achten, dass es den Pferden gut geht, wenn sie denn im Urlaub überhaupt unbedingt aufs Pferd müssen. Leider leider muss ich das sagen, denn es scheint selbst für erfahrene Reiter manchmal nicht selbstverständlich. Sicherlich gönne ich jedem seine Reitsafari oder den Ritt ans Meer, aber nur unter Rücksichtnahme auf oben genannte Umstände. Bitte unterstützt die „schwarzen Schafe“ nicht! Das gilt übrigens fürs Ausland ebenso, wie für Reiturlaub in Deutschland…

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Troy, Mandla & Duke.
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Mandla, Troy & Weeky.

Vor zwei Wochen habe ich also meinen Dienst im T’Niqua Stable Inn in Plettenberg Bay angetreten, ein Angebot das mir auf Workaway ins Auge gesprungen ist und von wo mir auf meine Anfrage hin sofort grünes Licht gegeben wurde. „Plett“ ist eine Stadt am Meer und liegt an der berühmten Garden Route in Südafrika. T’Niqua – dieses Fleckchen Erde ist wirklich herrlich… ebenso wie die Gästehäuser, die Pferde, die Hunde, die Familie und das Team! Den Pferden geht es hier absolut prima und das war für mich absolute Grundvoraussetzungen. Hätte ich schlechte Umstände und oder unbelehrbare Leute vorgefunden, die meiner Meinung nach nicht das Wohlergehen der Pferde im Vordergrund sehen, wäre ich wahrscheinlich ebenso schnell abgereist, wie ich gekommen bin. Die Pferde stehen alle zusammen und ganzjährig draußen auf einer großen Wiese. Diese ist zwar relativ karg, aber alle Pferde bekommen zweimal täglich eine Ration Kraftfutter und Heu zugefüttert. Außerdem wird der komplette Bereich täglich abgeäppelt und die Pferde werden geputzt, gepflegt und bei eventuellen gesundheitlichen Problemen entsprechend behandelt.

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Storm.

Für die Reiter stehen also mit Mandla, Troy und Storm insgesamt drei Großpferde und Endmaßpony Weeky zur Verfügung, wobei Storm momentan aufgrund eines Wehwehchens nur gepflegt und nicht geritten wird. Dann gibt es noch den zweijährige Duke, der wie die anderen Großen ein Percheron ist und Shetty Marshmellow, der wenn dann nur von ganz kleinen Kindern geritten wird. Der kleine Frechdachs ist hier eigentlich mehr wie ein Hund unterwegs, als wie ein Pferd. Um aber trotzdem ausreichend Bewegung zu bekommen, begleitet er die Ausritte, ebenso wie das ganze Geschehen vor Ort frei und wie er gerade möchte – auch ein schönes Pferdeleben. 😉

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Troy & Mandla.

Was ist also meine Aufgabe hier, fragt ihr euch sicher? Eine Festangestellte, eine weitere Volontärin und ich kümmern uns in allererster Linie um das Wohl der Pferde und natürlich auch um das der Reiter und Gäste. Im Angebot sind Reitstunden, aber auch Ausritte in der Umgebung und an die Küste. Nach zwei Woche hier, kann ich sagen, dass wir es hauptsächlich mit Reitanfängern zu tun haben und zwar von ganz jungen Kindern bis zum erwachsenen Reitgast. Hin und wieder sind es aber auch erfahrenere Reiter, die ihren Urlaub durch ein tolles Reiterlebnis abrunden wollen. Mal ganz nebenbei kommen die meisten Gäste aus Deutschland. Da die festangestellte Mitarbeiterin Englisch und Afrikaans spricht, habe ich seitdem ich hier bin weitestgehend den Kinderunterricht für die deutschen Gäste übernommen, der meistens auf Weeky stattfindet. Auf ihm können die Kinder ihre erste Angst überwinden und Sicherheit im Sattel bekommen, während ich Weeky führe und den Kindern, je nach Alter, alles Wesentliche erkläre und sie mit kleinen Aufgaben fordere.

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Weeky & Marshmellow.
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Marshmellow nach dem Regen… 🙂

Schlussendlich haben diese Kinder also hier mit mir in Südafrika häufig ihren ersten Kontakt und ihr erstes Erlebnis mit dem Pferd. Ich finde, das ist eine ziemlich große Aufgabe und damit meine ich nicht, dass ich es schwierig finde einem Kind Reitunterricht zugeben. Aber ich und die Qualität meines Unterrichts oder auch des Erlebnisses an sich sind letztendlich dafür ausschlaggebend, ob dieses Kind ein einmaliger Reitgast bleibt, oder eventuell seine Eltern direkt nach der Rückkehr so lange nervt, bis die erste Reitstunde gebucht ist… Letztendlich tragen wir hier also auch ein Stück weit die Verantwortung dafür, ob aus diesem Kind vielleicht irgendwann einmal ein Reitsportler wird, völlig egal ob Freizeitreiter, Amateur oder Profi. Denn irgendwann haben alle Reiter einmal klein angefangen – vielleicht auf einer Farm in Südafrika? 🙂

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Mandla.

Wenn ich daran denke, wieviel Spaß ich in meinem Leben bereits durch die Pferde erfahren durfte, wieviel Lehrreiches bis heute mein gesamtes Leben prägt und wie ich durch meinen Umgang mit dem Pferd bereits früh Verantwortungsbewusstsein entwickelt habe, möchte ich keinen einzigen Tag im Stall missen – und das waren viele! Dabei geht es nicht immer nur ums Reiten selbst, um höher, schneller und weiter, oder um Erfolg auf einem Turnier, sondern auch um das Glück das ich erfahre, einem Pferd stundenlang auf der Wiese beim grasen zuzusehen, Zeit mit ihm zu verbringen, ihn zu pflegen, oder sonstwie dafür zu sorgen, dass es ihm gut geht.

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Storm & Duke.

An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an meine Eltern, denn durch sie konnte ich bereits von Kindesbeinen an mit Pferden in Kontakt sein – sehr praktisch, wenn die eigene Mutter auch Reiterin ist. Und Danke an Oma und Opa, bei denen ich quasi Tag und Nacht auf der Pferdewiese verbringen konnte. Dieses Glück hat wirklich nicht jeder! 🙂

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Der zweijährige Duke ist jetzt schon ein Riese…

Wenn ich also einen Menschen egal ob groß oder klein, jung oder alt, ob in Deutschland oder sonstwo auf der Welt an diese, meine Leidenschaft heranführen kann, dann will ich ihm genau dieses Gefühl und Glück vermitteln. Ich hoffe es gelingt mir – ich habe das Gefühl der ein oder andere ist bereits mit dem Pferdevirus infiziert… 😉

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Bild von Sophie! 🙂

Pferde gehen übrigens auch immer, es heißt ja nicht umsonst: „Das Glück dieser Erde, liegt auf dem Rücken der Pferde.“

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Mandla im Detail.

Meer geht immer.

Anna

 

 

 

 

 

3 Kommentare

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