An meinem fünften Tag in Namibia, gleichzeitig Tag fünf meiner Weltreise, ging es für mich auf eine Safari nach Sossusvlei. Um 8 Uhr wurde ich von Wild Dogs Safaris direkt am Hostel abgeholt und das Abenteuer mit 14 weiteren Mitreisenden ging los. Wir waren insgesamt fünf Deutsche, eine Brasilianerin, ein Kanadier, ein Japaner, ein Paar aus Südkorea und drei Chilenen, plus unserem Guide George und seinem Assistenten Stevie.
Tag 1
Voller Vorfreude stiegen wir in unserem Safaricamper, der unsere Sitzplätze, sowie eine Menge Stauraum für die komplette Campingausrüstung und Verpflegung beinhaltete. Insgesamt dauerte die Fahrt zu unserem Camp in Sesriem inklusive Pausen und Mittagessen ungefähr acht Stunden. Die Tour führte uns über das Eros-Gebirge entlang malerischen Straßen auf unserem Weg Richtung Südwesten in die Wüste. Wir passierten einen Teil des Naukluft-Gebirges, das Khomas-Hochlang-Gebirge und fuhren den traumhaften Remhoogte-Pass. Bevor wir die rote Sanddünenwüste der Namib erreichten, durchquerten wir eine offene Grassavanne und Ackerland. Ich hatte Entertainment-Mäßig das große Los gezogen, denn ich hatte meine Kopfhörer im Hostel vergessen und mein Kindle hatte sich dazu entschieden, nicht mehr mit mir kommunizieren zu wollen… Die Landschaft war aber so beeindruckend, das ich nicht wirklich das Gefühl hatte, Musik oder ein Buch wären bessere Alternativen gewesen. Außerdem machte George stets halt und klärte uns auf, sobald es etwas Wissenswertes zu erklären gab.
Im Camp angekommen, teilten wir uns in Zelt-Duos ein, bauten die Zelte auf und erkundeten das Camp. Ich erkundete vor allem den Pool! 🙂 Der war zwar nicht wirklich schwimmtauglich, bot aber eine grandiose Aussicht in die Wüste. Einfach nur herrlich!!! Nachdem wir uns im campeigenen Shop eine Flasche Weißwein gekauft hatten, wanderten wir (die deutsche Gang) auch direkt in die Wüste, um auf einer Anhöhe den absolut atemberaubenden (ich werde dieses Wort in diesem Text wohl noch das ein oder andere Mal verwenden) Sonnenuntergang zu genießen. Seht selber!
Leicht angeschwipst ging es zurück ins Camp und zum Abendessen – Stevie kochte super leckere Spagetti Bolognese. Eins kann ich euch sagen, der Sternenhimmel in Namibia – ATEMBERAUBEND! Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen so krassen Sternenhimmel gesehen! 🙂 Nachdem ich dieses eine ganze Weile liegend auf einer Steinmauer genießen durfte, ging es ins Bett beziehungsweise ins Zelt. Seitdem ich unterwegs bin schlafe ich einfach nur wie ein Stein, völlig egal ob im Achterzimmer im Hostel oder auf dem Boden im Zelt. Das ist wohl auch besser so, denn so sieht jetzt mein Leben aus.
Tag 2
Um 5 Uhr ging der Weckruf, denn wir wollten bereits zum Sonnenaufgang auf der „Düne 45“ sein. Also, Zähne putzen, Wasser abfüllen und los! 45 Kilometer später bestiegen wir die vor etwa fünf Millionen Jahren entstandene und 180 Meter hohe Düne, während die Sonne im Hintergrund langsam die Nacht zum Tag machte. ATEMBERAUBEND! Diese Aussicht, dieses Gefühl – WOW! Ihr seht es auf den Fotos, denn Worte können das einfach nicht beschreiben.
Als wir nach Sonnenaufgang von der Düne zurück waren, hatten Stevie und George bereits ein tolles Frühstück inklusive Rührei gezaubert. Das nenne ich wohl alles zusammen einen perfekten Start in den Tag. 😉
Nachdem wir noch ein paar Kilometer und dann endgültig den Weg nach Sossusvlei zurückgelegt hatten, sollte für mich die wirkliche „Challenge“ des Tages beginnen. Wir hatten nun die Wahl, eine fünf Kilometer Wanderung durch die Wüste mit George zu machen, oder den Shuttle zu nehmen um von dort einen Kilometer zum „Dead Vlei“ zu gehen. Ich entschied mich für die Wanderung, die mich zum Schluss wirklich an meine Grenze brachte.
Als wir losgingen, war die Sonne zwar bereits voll da, aber die eine oder andere Wolke war auf unserer Seite – noch… George erklärte uns während wir gingen, wie der rote Sand in die Namib Wüste kam, welche Spuren im Sand zu welchem Tier gehörten und wie Dünen an sich aufgebaut sind. Wir sahen auch den einen oder anderen Oryx, eine große Antilopenart und zugleich Namibias Nationaltier. Zunächst gab es auch noch den einen oder anderen Baum, der hier und da etwas Schatten spendete, aber nachdem wir eine weitere kleine Düne überquert hatten, waren wir schon bald der puren Sonne ausgesetzt.
Zunächst konnte ich die ca. 40 Grad auch noch ganz gut wegstecken, ich hatte immerhin vier Liter Wasser dabei, von denen ich aber zu diesem Zeitpunkt auch bereits zweieinhalb vernichtet hatte. Am Fuße von „Big Daddy“ – der höchsten Sanddüne der Welt – gingen meine Kräfte langsam zu Ende. Die Chilenen haben zwar den Shuttle genommen, dafür kletterten sie auf Big Daddy, die mal ganz nebenbei viermal so hoch ist, wie die Düne 45, die wir am Morgen bestiegen hatten. Naja, eine Viertelstunde später, ging die Reise für mich nicht mehr weiter in Richtung „Dead Vlei“. So langsam aber sicher gab mein Kreislauf den Geist auf, sodass ich von dort circa eine weitere Viertelstunde alleine durch die Wüste zum nächstes großen Baum ging. Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen albern an, aber wenn du in der Wüste stehst, ohne eine Chance der Hitze zu entkommen und du nur noch wirklich langsam Schritt für Schritt weiterkämpfst, dann kommen dir ganz andere Gedanken. Eins ist klar, wenn du alleine in der Wüste bist und dir etwas passiert, dann hast du verdammt nochmal keine Chance. Eine wirkliche Grenzerfahrung für mich, denn ich wollte und konnte keinen einzigen Schritt mehr weitergehen, als ich bei dem schattenspendenden Baum angekommen war. Es war zu diesem Zeitpunkt übrigens circa 10.45 Uhr… also noch keine Mittagshitze.
Leider leider habe ich es also nicht zum „Dead Vlei“ geschafft. Ein Umstand, der mir so ganz alleine und vor lauter Wut über mich selber, die Tränen in die Augen getrieben hat. Aber hey, wisst ihr was? Ich habe es versucht und ich habe bis zum letzten Schritt alles gegeben! Ist das und auch diese Erfahrung nicht am Ende vielleicht sogar mehr wert? Ich kann auf jeden Fall ganz sicher sagen, dass ich in meinem Leben noch nie so sehr am Ende gewesen bin, wie in diesem Moment. Reisen ist halt doch wie das wahre Leben. Manchmal gewinnt man und manchmal scheitert man. Das witzige daran ist eigentlich, dass ich nach 15 Minuten Schatten schon kurz davor war, den anderen wieder zu folgen… der Wille war auf jeden Fall da. 🙂 By the way… ein anderer (nicht aus unserer Gruppe) ist im Dead Vlei zusammengebrochen. Vielleicht hat also dieses mal mein Körper über den Verstand gesiegt und mich davor bewahrt?!
Wie ihr an der Uhrzeit seht, war dieser Tag noch lange nicht vorbei. Zurück im Camp gab es Mittagessen und ich verbrachte den Nachmittag im Pool. Hier holte ich mir dann sogar noch einen kleinen Sonnenbrand. Nein nicht in der Wüste, im Pool. Ich Idiot. Naja, nur ein bisschen Schultern und Nase… 🙂 Auf dem Weg zum Pool bin ich übrigens noch einem Oryx begegnet, der den Schatten eines leeren Campsites nutzte. Wenn ich das richtig gedeutet habe ein Weibchen, denn wie ich gelernt habe, habe die lange dünne Hörner und Männer dicke kurze. 😉 Ich glaube wäre ich noch einen weiteren Meter an die gute Dame herangekommen, dann hätte sie mich vermöbelt, so habe ich zumindest ihren leicht angriffslustigen Blick gedeutet.
Um 18.30 Uhr ging es übrigens ein weiteres Mal auf Tour an diesem Tag – zum Sesriem Canyon. Hier führte uns George ins Innere des Canyons, in dem wir dann selbstständig herumwandern konnten. Endlich mal ein bisschen Schatten da unten. 🙂 Im Anschluss haben wir noch einen weiteren atemberaubenden Sonnenuntergang am Canyon genossen. Ich hätte auf jeden Fall keine Probleme damit, dieses Sonnenauf- und –untergangs-Ding jeden Tag zu erleben! Nach dem Abendessen holten wir uns noch einen kühlen Cider und es ging zurück auf die Mauer und zu den Sternen! Gefühlt war dieser Tag übrigens drei Tage lang, soviel wie wir erlebt und gesehen haben und so viele Gefühle wie ich an diesem Tag hatte. Am Ende fühlte ich mich einfach nur glücklich und so sollte es wohl sein. Ach, ich habe an diesem Tag übrigens sieben Liter Wasser getrunken – ich trinke zwar viel, aber so viel gab es auch bei mir noch nie an einem Tag. 🙂
Tag 3
An Tag drei hieß es Weckruf um 6.30 Uhr, zusammenpacken, frühstücken und zurück in Richtung Windhoek. Auf dem Rückweg haben wir noch einen Zwischenstopp in Solitaire, der kleinsten Stadt Namibias, gemacht. Einst war Solitaire die einzige Tankstelle auf dem Weg und somit Dreh- und Angelpunkt für alle auf dem Weg dorthin. Geschmückt mit alten Autos und Motorrädern und ausgestattet mit einer Bäckerei, die legendären Apfelkuchen zubereitet, ein sehenswerter kleiner Ort mit geschichtlichem Hintergrund.
Im Camper habe ich auf dem Rückweg ehrlich gesagt ziemlich viel geschlafen, denn die Wüste hatte heftige Müdigkeit und angeschwollene Füße bei mir hinterlassen. Sobald ich wach war, gab es aber auch vieles, über das ich bei toller Aussicht nachdenken konnte. Nach einem weiteren Stopp bei dem wir ein letztes Mal gemeinsam zu Mittag gegessen haben, passierten wir Windhoek und wurden zurück in die jeweilige Unterkunft, in meinem Fall zurück ins Hostel, gebracht. Zurück im Hostel ging es für mich direkt in den Entspannungsmodus und frühzeitig ins Bett.
Naja, und heute, am Tag danach, schreibe ich euch meine Eindrücke und Erlebnisse aus Sossusvlei. Ich hoffe ihr habt ein wenig Spaß und Ablenkung damit. Aber die meisten von euch haben jetzt ja auch erstmal Wochenende. 😉
Schon Morgen geht es für mich und vier weitere Leute aus dem Hostel für drei Tage in den Etosha-Nationalpark. Auf in ein neues Abenteuer!
Meer geht immer.
Anna